Ein dreifaches Jubiläum feiert man nicht so oft und es ist sicherlich angebracht, daß man zu diesem Dreierjubiläum noch ein viertes - vielleicht das wichtigste - erwähnt, nähmlich 100 Jahre Menschenflug, denn heuer wird auch Otto Liliental gedacht, dem es vor 100 Jahren gelang, als erster Mensch vom Fliegen wollen zum Fliegen können
überzugehen und der erstmals 1891 bis zu 25 m gekommen ist.
Die Gründung des österreichischen Aero Club fand 10 Jahre später, im Jahr 1901 statt, also viele Jahre vor dem 1. Weltkrieg. Zu seinen Mitgliedern zählten damals vor allen Dingen die Herren des Adels und der "besseren Gesellschaft". Aber sehr ernst genommen wurden die "Narrischen" damals noch nicht und man bezeichnete das Fliegen als
"Spleen" der Oberen.
Daß die Fliegerei aber bereits im 1. Weltkrieg als Kampfwaffe eingesetzt wurde, ist allen bekannt. Und nach Beendigung des Krieges war das Fliegen in Deutschland und Österreich lange Zeit verboten.
1938 wurde der Aero Club aufgelöst, beziehungsweise ging in das NSFK über und der Flugsport, vom Modellflug angefangen, diente als vormilitärische Ausbildung.
Nach Beendigung des 2. Weltkrieges wurde wieder einmal die Fliegerei in Deutschland und Österreich verboten, man durfte aber, wenn auch sehr beschränkt, Modellflug betreiben. Doch damals gab es lediglich den Freiflug!
So betrieben die ehemaligen Flugsportler zu dieser Zeit Modellflug und der erste Modellflugwettbewerb des ÖMV wurde bundesweit im Jahre 1949 im Rahmen des 1. Internationalen Wörthersee Sportfestes in Kärnten durchgeführt. Einige Monate davor wurde in Klagenfurt der Österreichische Modell- und Flugsportverband gegründet und in allen
Bundesländern eigene Landesgruppen aufgebaut. In der Bundeshauptstadt wurde die ÖMV Landesgruppe Wien gegründet und neben dem Modellflug wurden bereits im Verborgenen Instandsetzungsarbeiten an über das Kriegsende hinweg geretteten Flugzeugen, wie den SG 38 und dem Grunau Baby, durchgeführt.
Im Jahre 1951 wurde aus organisatorischen Gründen eine Trennung der Segelflieger (andere Flieger gab's damals noch nicht) und der Modellflieger durchgeführt. Es wurde in Wien der Österreichische Modellsportverband (ÖMV) gegründet und in den Bundesländern entstanden die entsprechenden ÖMV-Landesgruppen.
In Wien wurden im Laufe der Zeit 9 ÖMV-Modellbaugruppen gegründet und fanden regen Zuspruch. Mit der Entwiklung des Fesselfluges wurde die Errichtung einer Fesselfluganlage immer dringender notwendig und wir konnten mit Hilfe der Gemeinde Wien und des damals für die Fliegerei zuständigen Verkehrsministeriums eine große Fesselfluganlage im Prater gegenüber dem Wiener Stadion errichten. Mit 2 großen betonierten Fesselflugpisten und einer großen Gras- und Übungspiste zählte unsere Fesselfluganlage zu einer der größten in Europa und es wurden viele nationale und internationale Wettbewerbe von Rang und Namen durchgeführt.
Und gerade, als wir nach einigen Jahren so richtig in Schwung waren und unsere Fesselflieger durch die ausgezeichnete Trainingsmöglichkeit Anschluß an die internationale Spitze gefunden hatten, mußte unsere Fesselfluganlage dem Neubau des Radstadions weichen. Zwar versprach man uns, eine neue Anlage zu errichten, doch niemand fand ein passendes
Areal dafür. Außerdem wurden bereits die Menschen gegenüber des Lärms viel sensibler und unsere Modellmotoren hatten damals noch nicht diese Lärmdämmung, wie sie es heute haben. Es vergingen die Jahre und mangels einer passenden Trainingsmöglichkeit schrumpfte unsere Mitgliederzahl mehr und mehr zusammen und einige Gruppen mußten sogar ihren Betrieb einstellen.
Die Stimmung sank auf den Nullpunkt und viele Mitglieder wanderten zu anderen Vereinen ab oder gaben den Modellflug überhaupt auf.
Es gab aber auch unermüdliche Mitglieder, die ließen sich nicht davon abbringen, eine neue Modellfluganlage zu suchen. Kreuz und quer wurden die Lande durchfahren, denn im Stadtgebiet von Wien war an eine Neuerrichtung nicht mehr zu denken. Es gab verschiedene Geländezusagen und auch immer wieder -absagen.
Im Jahre 1980 war es dann soweit und es wurde im niederösterreichischen Bockfließ ein 18.000 m2 großes Areal gefunden, welches seitens der Gemeinde Bockfließ nach einigen Verhandlungstagen an den ÖMV-Wien verpachtet wurde. Es war zwar eine aufgelassene Mülldeponie, aber mit viel Einsatz des ÖMV-Landesobmannes Robert Grillmeier und Unterstützung durch die ASKÖ-Wien und die Gemeinde Wien gelang es bald, eine Modellfluganlage mit einer 90 x 15/10 m
großen Betonpiste und einem Klubhaus mit einem Aufenthaltsraum, einem Geräteraum mit 2 WC's zu errichten. Da der Fesselflug komplett zusammengebrochen war, wurde die Modellfluganlage für die inzwischen herangewachsene RC-Fliegerei konzipiert.
Im Jahre 1981 wurde die neue ÖMV-Modellfluganlage Bockfließ offiziell eröffnet. Die Gemeinde Bockfließ hat uns dabei bestens unterstützt und in den ersten zehn Jahren des Bestehens ist die Zusammenarbeit mit der Gemeinde, obwohl es sich bei unsserem Verein um einen Wiener Verein handelt, ganz ausgezeichnet!
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